Idol 1: Hans Carl
Hans Carl

geboren am 31.12.1900 in Erfurt
verstorben am 09.06.1990 in Kassel

Hans Carl war einer der größten und populärsten Erfurter Sportler überhaupt. Bereits in jungen Jahren Mitglied im Sportclub Erfurt 1895, spielte er bereits mit 15 Jahren (30.07.1916) in der 1. Ligamannschaft des Vereins und absolvierte bis 1936 mehr als 700 Spiele. Meist wurde er als Torhüter, dank seiner Schnelligkeit aber auch als Mittelläufer eingesetzt. Hans Carl war ebenfalls ein hervorragender Leichtathlet, ca. 1,85 m groß und vielseitig ausgebildet, betrieb vornehmlich 400 m/ 52,1 s.;100 m/11,4 s. und Weitsprung 6,36 m. Er holte mehrere Thüringer Meisterschaften in der Leichtathletik und startete mehrfach bei mitteldeutschen Meisterschaften und kam auch dort auf Medaillenränge. Für den Verband Mitteldeutscher Ballspielvereine VMBV spielte er mehrfach in Auswahlmannschaften als Torhüter.

Hans Carl besuchte in Erfurt die Schottenschule und die Humboldt-Oberrealschule und musste zum Ende des 1. Weltkrieges in einer Gewehrfabrik arbeiten. Ab 01.10.1919 arbeitete er beim Magistrat der Stadt Erfurt und wurde ab April 1920 dort als Supernumerar mit Beamteneigenschaft tätig. Im Juli 1926 vermählte er sich mit der Wochen- und Säuglingsschwester Erika Woeller. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor – Hans Jürgen Carl und Manfred Carl.

Ab 1938 war er als Stadtoberinspektor und Leiter des Stadtkulturamtes, des Stadtamtes für Volks- und Jugendertüchtigung und der Städtischen Bäderverwaltung tätig. Er trainierte 1938 für eine Halbserie die 1. Mannschaft des SC Erfurt in der Gauliga Mitte, konnte aber den Abstieg in die Bezirksliga nicht verhindern. Am 30.09.1943 erfolgte seine Einberufung zur Wehrmacht. Es folgten Einsätze als Fallschirmjäger in Frankreich und Italien. Dort geriet er von 1945 bis Februar 1946 in englische Kriegsgefangenschaft. Bis Juli 1949 war er als Arbeiter und kaufmännischer Angestellter in Erfurt tätig. Von 1949 bis 1950 absolvierte er dann an der DHfK in Leipzig eine Ausbildung zum Fußballtrainer.

Seine Stationen als Trainer nach dem 2. Weltkrieg :

  • 1948 bis 1952 Landesauswahl Thüringen
  • 1949 bis 1950 BSG Motor Jena DDR – Liga
  • 1950 bis 1955 BSG / SC Turbine Erfurt DDR Oberliga
  • 1956 bis 1958 KSV Hessen Kassel 2. Liga Süd

Mit Turbine Erfurt wurde Hans Carl in den Jahren 1954 und 1955 2 x DDR Meister, musste aber im Juli 1955 die DDR Richtung Westen verlassen. Seine Eigenwilligkeit und Auflehnung gegen jede Art von administrativer Planung und Reglementierung, sowie seine Ablehnung jeglicher Politisierung und Ideologisierung der Tätigkeit als Oberligatrainer, führten zwangsläufig zu erheblichen Differenzen mit der DDR Sportführung. Verleumdet, in die Enge getrieben und überwacht, sieht er als einzigen Ausweg die Flucht in den Westen.
In Kassel findet er Bekannte aus seiner früheren sportlichen Tätigkeit. Er erwirbt in Duisburg die Lizenz als DFB Fußballtrainer und trainiert den KSV Hessen Kassel bis 1958. Von 1958 bis zu seiner Pensionierung 1965 war er als Geschäftsführer des KSV Hessen Kassel tätig.

Quelle: Archiv - Olaf Schwertner,info@fussball-erfurt-online.de

Zurück